Zurück ins Mittelalter: Obertorturm in der Aarauer Altstadt

An einem wunderbaren Samstagnachmittag, direkt nach der erschöpfenden und kalten Schützenhausputzete, trafen sich einige wackere Schützinnen und Schützen für den diesjährigen Schützenausmarsch.

Ein wirklicher "Ausmarsch" sollte es dieses Jahr nicht werden - hingegen begingen wir uns auf eine Zeitreise zurück ins Mittelalter.

Der höchste mittelalterliche Stadtturm der Schweiz

Mit 62 Metern ist der Obertorturm in Aarau der höchste mittelalterliche Stadtturm - insbesondere auch dank den zwei Stockwerken, die seit der Aufschüttung des Stadtgrabens um 1820 unter dem Strassenniveau liegen.

Das "Hexenloch"

Die Küttiger Schützendelegation wurde von der mittelalterlich gekleideten Turmwächterin willkommen und zuerst durch die unterirdischen Kellerverliese geführt. Im untersten, dunklen Verlies (genannt "Hexenloch"), nur ausgestattet mit einem vergitterten Schacht, durch den praktisch kein Tageslicht einbrechen konnte, wurden früher Hexen gefoltert und gefangen gehalten.

Die aussicht aus dem "Hexenloch"

Belesene Gefangene

Anschliessend führte uns unsere Besichtigung auch in die höheren Gefängniszellen. Je höher gelegen, desto eher waren damals besser betuchte Gefangene anzutreffen. In der obersten Zelle waren sogar belesene beheimatet, die ihre Erlebnisse an den Wänden und an der Decke verewigten.

Historisches Räderuhrwerk

Auf dem weiteren Aufstieg im Turm kamen die Schützen am historischen Uhrwerk vorbei. Dieses wurde im Jahre 1532 von Johannes Lutherer aus Zürich angefertigt und läuft in seiner Form bis heute. Es ist das einzige Uhrwerk der Stadt Aarau, welches bis heute jeden Tag von Hand aufgezogen werden muss.

Das historische Uhrwerk aus dem Jahre 1532.

Apéro zum Glockenspiel

Schlussendlich wurden die Schützen in die darüberliegende, behagliche Wohnung des Turmwächters und seiner Familie geführt. In der Mitte der Wohnung sind sogar die Drähte ersichtlich, die das darunterliegende Uhrwerk mit den darüberliegenden Turmglocken verbinden. Nach einem weiteren kurzen Aufstieg konnte schliesslich noch das Glockenspiel (das "Carillon" mit elf Glocken) besichtigt (aber leider nicht gespielt) werden.

Abschliessend durften wir bei einem fantastischen Honigmet und feinem das Gesehene verarbeiten und auch die Turmwächterin noch mit allerlei interessanten Fragen löchern.

Weitergebildet und mit grosser Freude durften wir die Führung der Turmwächterin mit einem Präsent verdanken, worauf sich die Schützen zu Fuss in den "Schützen" (wohin auch sonst) begaben, um ein fantastisches Abendessen zu geniessen.

Viertelstundenschlag der historischen Räderuhr im Obertorturm Aarau